Mediziner aus Leidenschaft
Wer weit über das Rentenalter hinaus arbeitet, sieht seinen Beruf als Lebensinhalt- so auch der Gast unserer Schule, Professor Dr. med. Reimer.
Als ehemaliger Hagenower ist es ihm ein Bedürfnis, hin und wieder die Stadt zu besuchen. Da er hier auch sein Abitur ablegte, lag es nahe, ihn an unsere Schule einzuladen, um über den eigenen Lebensweg zu sprechen.
Nach seiner etwa einjährigen Flucht in Folge des Krieges absolvierte er in Hagenow sein Abitur, studierte dann in Rostock Medizin und erwarb sich große Verdienste beim Aufbau einer menschenwürdigen Psychiatrie. Dafür ist ihm auch das Bundesverdienstkreuz verliehen worden.
Herr Professor Dr. Reimer beantwortete alle Fragen der Schüler, persönliche, aber auch zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, sehr ehrlich und erheiterte die Zuhörer auch mit einigen lustigen Episoden aus seinem Leben. Wahrscheinlich wird allen in Erinnerung bleiben, wie er eine Maidemonstration „bereicherte“ durch seinen Schäferhund, dem er eine rote Krawatte umgebunden hatte und ihn aus dem Fenster seines Wohnhauses in der Langen Straße blicken ließ. Was uns heute lustig erscheint, hätte damals durchaus im Gefängnis, eventuell auch im „Archipel Gulag“ enden können.
Er bekannte sich vor unseren Schülern zu unserer Demokratie, deren Vorteil er darin sieht, dass dem Tüchtigen alle Tore offen stehen, als Nachteil benannte er aber die Gesprächsverweigerung gegenüber Andersdenkenden.
Es gibt den Zuhörern sicher auch zu denken, dass er meint, bestimmte psychische Krankheiten würden in Folge unseres relativen Wohlstandes überbewertet.
Insgesamt eine interessante Veranstaltung, auf die sich besonders die achte Klasse von Frau Halfar sehr gut vorbereitet hatte. Erst durch die vielen Fragen der Jüngeren sind dann auch die Älteren in Aktion getreten.